Risiko Herzinfarkt: Mehr Defibrillatoren im öffentlichen Raum gefordert

Redaktionsleitung

Defibrillator
© RRF / stock.adobe.com
Teile mit deinen Freunden!

Die Anzahl der Menschen, die mit der Angst vor einem Herzinfarkt leben, wächst beständig, denn Herzkrankheiten sind auch in Deutschland mittlerweile zur Todesursache Nr. 1 geworden. Jährlich erleiden etwa 300.000 Menschen einen Herzinfarkt, fast jeder zweite Betroffene verstirbt, bevor er das Krankenhaus erreicht. Rund 11.000 Menschen werden täglich mit dem Verdacht auf einen Herzinfarkt in ein Krankenhaus eingeliefert. In mehr als zehn Prozent aller Fälle wird tatsächlich ein Herzinfarkt diagnostiziert. Die Zahlen sind alarmierend.

Eine deutliche Reduzierung der Todesfälle könnte sich ergeben, wenn flächendeckend sogenannte Defibrillatoren verfügbar wären. Warum diese Geräte so wichtig sind und wie sie bei einem Herzinfarkt helfen können, erläutern wir hier.

Wie funktioniert eigentlich so ein menschliches Herz?

Das menschliche Herz fungiert in Form eines muskulösen Hohlorgans als zentrale Pumpe des Blutkreislaufsystems und versorgt somit den Körper kontinuierlich mit sauerstoff- und nährstoffreichem Blut.

Es besteht aus vier Kammern (zwei Vorhöfen und zwei Herzkammern), die durch Klappen voneinander getrennt sind. Nur so ist ein gerichteter Blutfluss möglich. Der Blutkreislauf beginnt im rechten Vorhof, wo sauerstoffarmes Blut aus dem Körper ankommt und über die sogenannte Trikuspidalklappe in die rechte Herzkammer fließt. Von dort wird es durch die Pulmonalklappe in die Lunge gepumpt, wo es mit Sauerstoff angereichert und von Kohlendioxid befreit wird. Das nun sauerstoffreiche Blut gelangt über die Lungenvenen in den linken Vorhof, passiert die Mitralklappe und fließt in die linke Herzkammer. Mit einem kräftigen Pumpstoß wird es dann durch die Aortenklappe in die Hauptschlagader (Aorta) und weiter in den Körperkreislauf gepresst, um die Organe und Gewebe zu versorgen.

siehe auch:  Was kostet der Führerschein? Deutschland, Österreich und die Schweiz im Vergleich

Der Kreislaufprozess wird durch elektrische Impulse gesteuert, die im Sinusknoten entstehen. Dadurch ergibt sich ein regelmäßiger Herzschlag, dessen Frequenz laufend an die jeweiligen körperlichen Anforderungen angepasst werden kann. 

(Quelle: https://www.frage.de/medizin/funktionsweise-herz-erklaert)

Warum ein Defibrillator die Rettung sein kann

Ein Defibrillator kommt als medizinisches Gerät bei lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen zum Einsatz, zum Beispiel bei Kammerflimmern, wie es oft bei einem Herzinfarkt auftritt. In einem solchen Notfall schlägt das Herz nicht mehr koordiniert, sondern zittert (flimmert) nur noch wirkungslos, so dass kein Blut mehr durch den Körper gepumpt wird.

Der Defibrillator gibt in diesem Fall einen starken elektrischen Impuls, auch Schock genannt, ab, der das Herz „resetten“ soll. Ziel dieses Schocks ist es also, die chaotischen elektrischen Aktivitäten im Herzmuskel zu unterbrechen, damit sich der natürliche Herzrhythmus wieder durchsetzen kann.

Insbesondere bei einem akuten Herzinfarkt kann ein Defibrillator also lebensrettend sein. Dazu muss man wissen: Der Herzinfarkt wird durch einen plötzlichen und vollständigen Verschluss eines Herzkranzgefäßes verursacht. Durch diesen Verschluss werden die dahinter liegenden Herzmuskelbezirke nicht mehr mit Blut versorgt. Gelingt es nicht, das Gefäß innerhalb kürzester Zeit wieder zu öffnen, stirbt jener Teil des Muskelgewebes ab, dessen Blutzufuhr nicht mehr funktioniert. Das betroffene Gewebe wird als Infarkt bezeichnet. Je größer das verschlossene Gefäß, desto schwerwiegender ist der Infarkt und desto gravierender sind die Folgen, denn einmal abgestorbenes Herzmuskelgewebe kann sich nicht wieder regenerieren.

Wir benötigen mehr Defibrillatoren im öffentlichen Raum!

Es ist also deutlich geworden, wie wichtig diese lebensrettenden Geräte sind. Allerdings ist die Verfügbarkeit gerade im öffentlichen Raum immer noch eingeschränkt. Zwar halten viele Arztpraxen, Einkaufszentren, Sportstätten, Schulen und Bahnhöfe sowie Flughäfen eigene Defibrillatoren für den Notfall bereit, in anderen Bereichen unseres Alltags fehlen sie allerdings meist noch.

siehe auch:  Aretha Franklin >> Leben, Wirken und Todestag

Der Hauptgrund liegt auf der Hand: Ein Defibrillator kostet viel Geld! Die Anschaffung rein als Prophylaxe rentiert sich finanziell kaum, denn medizinische Geräte amortisieren sich allgemein nur dann in einer ausreichenden Zeit, wenn sie auch regelmäßig genutzt werden. Genau das ist bei reinen Notfallgeräten aber nicht der Fall.

Wie kann man das Problem angehen?

Einige Organisationen bieten an, die Geräte auf Spendenbasis zu finanzieren und an neuralgischen Orten aufzustellen. Allgemein müsste das Gesundheitssystem inkl. Krankenkassen in Deutschland finanziell besser ausgestattet sein, um die Geräte noch viel flächendeckender bereitzuhalten. Ob das gelingt, bleibt allerdings abzuwarten.