Der Begriff „Defluencer“ gewinnt in Österreich an Popularität und ist ein Kandidat für das Jugendwort des Jahres 2023. Die Wahl dieses Wortes zeigt, wie sich die Kommunikationsweisen junger Menschen verändern. Die Gesellschaft für Österreichisches Deutsch und die APA führen diese Auswahl durch.
In der österreichischen Jugendsprache steht „Defluencer“ für Personen, die sich gezielt gegen den Trend des Influencer-Daseins stellen. Sie hinterfragen Marken und Konsumverhalten und heben sich dadurch von der klassischen Influencer-Kultur ab. Diese Entwicklung reflektiert ein wachsendes Bedürfnis der Jugend nach Authentizität und kritischem Denken.
Was ist ein Defluencer?
Ein Defluencer ist jemand, der auf Social Media kritisch über Produkte spricht, die auf Empfehlung von Influencern gekauft wurden, und oftmals davon abrät. Im Gegensatz zu Influencern, die häufig Produkte bewerben, fokussieren sich Defluencer auf bewussten Konsum und Authentizität. Diese Bemühungen sind besonders in Österreich von großer Bedeutung, wo ein wachsendes Bewusstsein für nachhaltigen Konsum und Transparenz herrscht.
Definition und Hintergrund
Die Defluencer Bedeutung spiegelt sich in ihrer Rolle wider, Konsumenten auf die potenziellen Fallstricke von übertriebenen Produktbewerbungen hinzuweisen. Defluencer sind Personen, die ihren Kontakt zu Social Media Influencern aktiv reduzieren oder andere dazu ermutigen, dies zu tun. Mit zunehmender Influencer-PR kam es zu Vorwürfen mangelnder Authentizität bei Influencern, was zu Konsumententtäuschungen geführt hat. Aus dieser Enttäuschung heraus entstand die Bewegung der Defluencer, die sich für mehr Ehrlichkeit und Transparenz einsetzen.
Unterschiede zu Influencern
Beim Vergleich Defluencer vs. Influencer wird deutlich, dass beide völlig unterschiedliche Ansätze verfolgen. Während Influencer oft daran interessiert sind, durch bezahlte Partnerschaften Produkte zu fördern, distanzieren sich Defluencer von der Flut an Produktempfehlungen und gesponserten Postings. Diese kritische Haltung zeigt, dass Defluencer einen Veränderungsbedarf im Marketing anzeigen und eine gesunde Skepsis gegenüber Werbeversprechen entwickeln.
Die organische Reichweite als Marketinginstrument befindet sich auf einem steilen Abwärtstrend, was Konsumenten zunehmend misstrauisch gegenüber Influencer-Empfehlungen macht. Gleichzeitig legen jüngere Generationen, wie die Generation Z, mehr Wert auf Authentizität, Transparenz und soziale Verantwortung. Marken wie Patagonia, die soziale Verantwortung und Nachhaltigkeit authentisch kommunizieren und in Umwelt- und Klimaprojekte investieren, zeigen beispielhaft, wie Unternehmen das Vertrauen und die Loyalität der Verbraucher gewinnen können.
Die Entstehung des Begriffs
Der Begriff „Defluencer“ entstand als Gegenbewegung zum klassischen Influencer-Marketing. Auf Plattformen wie TikTok erreichte der Hashtag #defluencing über 62 Millionen Aufrufe, was seine Beliebtheit verdeutlicht. In sozialen Medien wird der Begriff oft verwendet, um die kritische Haltung gegenüber überteuerten oder unnötigen Produkten zu thematisieren. Die Begriffsentwicklung Defluencer zeigt deutlich, wie Sprachtrends in der digitalen Ära schnell entstehen und sich verbreiten können.
Wie sich der Begriff entwickelte
Der Begriff „Influencer“ wurde im Jahr 2019 erstmals im Wörterbuch von Merriam-Webster aufgenommen, was seine wachsende Bedeutung unterstreicht. Ähnlich wie der klassische Influencer basiert die Begriffsentwicklung Defluencer jedoch auf gegensätzlichen Prinzipien. In einem sozialen Medienumfeld, das oft für übermäßigen Konsum kritisiert wird, nahm der Trend zu, die negativen Aspekte und unrealistischen Erwartungen, die durch bestimmte Influencer geschaffen wurden, zu hinterfragen und zu kritisieren. Prominente Beispiele wie khaby00/khaby.lame und Bianca Claßen (bibisbeautypalace) zeigen, wie schnell sich neue Trends entwickeln können, wobei sich die Dynamik des Sprachgebrauchs und der Einstellungen ständig ändert.
Nutzung der Sprache in sozialen Medien
Die Sprachtrends in sozialen Medien spielen eine entscheidende Rolle bei der Verbreitung von Begriffen wie „Defluencer“. Die Nutzung von Hashtags, Memes und viralen Videos beschleunigt die Verbreitung und Akzeptanz neuer Begriffe. Laut DWDS-Daten kam es ab 2016 zu einem starken Anstieg der Begriffsnutzung im Kontext von Social Media Marketing. Die Plattform Ruhnn nutzt diese Trends aktiv, indem sie monatlich Hunderten jungen Menschen dabei hilft, Key Opinion Leaders (KOLs) zu werden. Diese Sprachtrends verdeutlichen nicht nur die evolutionäre Natur der Sprache, sondern auch ihre Anpassungsfähigkeit in einer sich schnell verändernden digitalen Landschaft.
Merkmale eines Defluencers
Defluencer zeichnen sich durch ihre Direktheit und Ehrlichkeit aus. Sie nutzen Plattformen wie Instagram und TikTok, um ungeschönte Meinungen zu teilen. Diese Authentizität macht sie besonders bei jungen Menschen beliebt, die Wert auf Transparenz legen.
Typische Eigenschaften
Die typischen Eigenschaften von Defluencern beinhalten eine starke Betonung auf Transparenz und Ehrlichkeit. Statt Produkte und Dienstleistungen uneingeschränkt zu bewerben, kritisieren sie diese oft und empfehlen Alternativen. So hat der Hashtag #Defluencing auf TikTok im Januar 2023 76 Millionen Klicks erreicht, was auf eine immer größer werdende Nachfrage nach authentischen und kritischen Stimmen im Online-Bereich hindeutet.
- Direktheit und Offenheit in der Kommunikation
- Kritisches Hinterfragen und Ablehnung von Konsumzwang
- Vermeidung von übereilter Produktwerbung ohne eigene Erfahrung
Verhaltensweisen und Trends
Die Verhaltensweisen und Social-Media-Trends von Defluencern unterscheiden sich grundlegend von denen traditioneller Influencer. Sie setzen auf Nachhaltigkeit und fördern oft den Kauf von Vintage-Kleidung oder qualitativ hochwertigen, langlebigen Produkten. Dies entspricht dem wachsenden Trend unter Millennials und Generation Z, die sich vermehrt für Nachhaltigkeit und Individualität einsetzen. So propagiert etwa die Modeaktivistin Vivienne Westwood den Kauf weniger, aber dafür hochwertiger Modeartikel, um den ökologischen Fußabdruck zu reduzieren.
Des Weiteren zeichnen sie sich durch eine verstärkte Betonung auf Nachhaltigkeit aus. Die Kleidungsindustrie produziert laut der UN-Charta „Fashion Industry for Climate Action“ mehr Schadstoffemissionen als Flugzeuge und Schiffe zusammen. Um diesem Trend entgegenzuwirken, rufen Defluencer zur bewussten Konsumreduktion auf. Ein weiteres Beispiel ist Mikayla Nogueira, die auf TikTok 15.4 Millionen Follower und 2.9 Millionen auf Instagram hat und regelmäßig über die negativen Aspekte von Fast Fashion und anderen übermäßigen Konsumpraktiken spricht.
Zusammengefasst prägen die Eigenschaften von Defluencern und Social-Media-Trends die Verhaltensweisen der jungen Generation. Dies zeigt sich auch darin, dass ein wachsender Anteil der Gen Z auf ehrliche Produktbewertungen setzt, besonders in Zeiten starker Inflation und zunehmendem Umweltbewusstsein.
Die Bedeutung in der Jugendkultur
In der heutigen Zeit spielt die Defluencer-Kultur eine wichtige Rolle innerhalb der Jugendkultur. Der Begriff „Defluencer“ beschreibt Influencer, die sich kritisch mit anderen Influencern auseinandersetzen und dabei oft im Mittelpunkt gesellschaftlicher Diskussionen stehen. Diese neue Art der Meinungsbildung hat weitreichende Auswirkungen, insbesondere auf das Konsumverhalten junger Menschen.
Einfluss auf Konsumverhalten
Defluencer motivieren Jugendliche, ihr Konsumverhalten bewusster zu gestalten. In einer Welt, in der Influencer*innen bereits Kinder ab sechs Jahren erreichen und dadurch eine relevante Zielgruppe bilden, ist die Wirkung von Defluencern nicht zu unterschätzen. Sie fördern einen kritischeren Umgang mit Werbung und Produktempfehlungen. Viele Marken erkennen zunehmend die Bedeutung authentischer und kritischer Meinungsäußerungen und setzen daher auf strategische Partnerschaften mit Defluencern, um ihre Zielgruppe transparenter und ehrlicher anzusprechen. Zudem unterstützt die Bildungsinitiative, dass Schüler lernen, die Strategien hinter Produktplatzierungen zu verstehen und ihre eigene Interaktion mit Influencern zu reflektieren.
Gemeinschaft und Identität
Defluencer bieten Jugendlichen auch eine Plattform, um sich als Gemeinschaft zu verstehen und eine gemeinsame Identität zu entwickeln. Begrifflichkeiten wie „Defluencer“, die nun sogar in der Liste der Jugendwörter des Jahres vertreten sind, zeigen, wie tief verwurzelt diese Phänomene in der Jugendkultur sind. Sie reflektieren emotionale und zeitgenössische Aspekte dieser Generation und fördern das Gefühl von Verbundenheit innerhalb der Gemeinschaft. Jugendliche finden durch Defluencer nicht nur kritische Stimmen, sondern auch einen Raum, in dem sie sich selbst und ihre Ansichten wiederfinden können.
Beispiele für Defluencer in Österreich
In Österreich gibt es einige bekannte Defluencer, die sich durch ihre kritische Haltung zu Konsum und Werbung auszeichnen. Sie nutzen Plattformen wie TikTok und Instagram, um ihre Botschaften zu verbreiten und haben eine starke Anhängerschaft. Diese Meinungsbildner prägen Trends und beeinflussen die sozialen Medien signifikant.
Bekannte Persönlichkeiten
Eine der bekanntesten Defluencer in Österreich ist Christoph Waltz, der sich für nachhaltigen Konsum einsetzt. Der Hashtag #defluencing, der über 62 Millionen Mal auf TikTok aufgerufen wurde, zeigt die wachsende Bedeutung dieser Bewegung. Auch die Wiener Aktivistin und Social-Media-Influencer Jasmin Graner macht regelmäßig auf ihrem Instagram-Account auf die negativen Aspekte des übermäßigen Konsums aufmerksam.
Trends in den sozialen Medien
Defluencing-Trends haben in den sozialen Medien erheblichen Einfluss. Plattformen wie TikTok und Instagram sind zentrale Orte für diese Bewegung. Bis März 2023 erreichte der Hashtag #Defluencer über 19 Millionen Aufrufe. Social-Media-Influencer wie Mikayla Nogueira und der YouTube-Kanal „Bewusst Leben“ zeigen, wie weitreichend diese Entwicklung sein kann. Diese Defluencer bestrafen nicht nur Marken, sondern promoten auch ethischen Konsum und bewusste Kaufentscheidungen.
Interessant ist, dass fast 50% der Generation Z den Empfehlungen von Influencern vertrauen, was die Macht von Defluencern nur unterstreicht. Laut einer Studie reagieren 87% der Befragten, nachdem sie ein beworbenes Produkt auf Social Media gesehen haben, einer Marke zu folgen oder einen Kauf zu tätigen. Jedoch sind laut einer anderen Studie 67% der deutschen Verbraucher noch nicht mit dem Begriff „Defluencing“ vertraut, was auf weiteres Wachstumspotenzial hinweist.
Insgesamt gibt es einen klaren Trend dahin, dass immer mehr Konsumenten und Content-Creator sich für Defluencing interessieren. 54% der deutschen Content-Creator haben bereits Erfahrungen mit Defluencing gemacht oder erwägen es. Dieser Trend wird sich wahrscheinlich weiter verstärken, da sich die Verbraucher immer mehr nach authentischen und ethischen Inhalten sehnen.
Fazit und Ausblick
Der Begriff des Defluencers hat sich in der Jugendsprache etabliert und zeigt deutliche Anzeichen langfristiger Relevanz. Im Gegensatz zu herkömmlichen Influencern stehen Defluencer für eine Bewegung, die Transparenz und kritisches Denken fördert. Sie ermutigen junge Menschen dazu, Werbebotschaften zu hinterfragen und nachhaltigere Konsumentscheidungen zu treffen. Dies hat das Potenzial, das Konsumverhalten nachhaltig zu verändern.
Zukünftige Entwicklungen
In Zukunft könnten Defluencer eine noch größere Bedeutung erlangen. Mit der steigenden Inflationsrate und den somit höheren Lebenshaltungskosten, wird die kritische Überprüfung von Produktempfehlungen immer wesentlicher. Live-Shopping-Formate auf Plattformen wie Amazon, TikTok und Instagram werden voraussichtlich den Trend weiter verstärken. Durch ihre authentische Herangehensweise könnten Defluencer die Zukunft der Werbebranche nachhaltig prägen.
Fortdauernde Relevanz im Alltag
Die fortdauernde Relevanz der Defluencer zeigt sich nicht nur in der Nutzung des Hashtags #defluencing, der bis Anfang Februar 2023 bereits über 62 Millionen Mal verwendet wurde. Viele junge Menschen, insbesondere Generation Z, wenden sich von traditionellen Werbemitteln ab und suchen nach ehrlichen und glaubwürdigen Empfehlungen. Defluencer, durch ihre transparente und reflektierende Art, sind gut positioniert, um diesen Bedarf zu decken und langfristig relevant zu bleiben.
Somit bleibt festzuhalten, dass Defluencer eine zentrale Rolle in der Zukunft des Konsumverhaltens und der Werbelandschaft einnehmen werden. Ihre Langzeitwirkung wird vermutlich zu einer stärkeren Sensibilisierung der Verbraucher und zu einem bewussteren Konsumverhalten führen.